Interview mit Daniela Adler, Geschäftsführerin der Regionalentwicklung Oststeiermark.
Annas Garage: Was macht die Regionalentwicklung Oststeiermark eigentlich?
Daniela Adler: Wir sind hier in Weiz und ich arbeite mit meinem Team für und mit 67 Gemeinden aus den Bezirken Hartberg-Fürstenfeld und Weiz. Wir sind dafür zuständig, die regionale Entwicklungsstrategie der Region umzusetzen. Wir haben Schwerpunktthemen wie Mobilität, Daseinsvorsorge, Wirtschaftsentwicklung und Naturraum, um ein paar zu nennen, wo wir mit den Verantwortlichen in den Gemeinden und unserem politischen Vorstand gewisse Projekte umsetzen, um eben die Entwicklung der Region voranzubringen.
Annas Garage: Annas Garage ist ein Angebot für Unternehmen und für junge Menschen. Wie schätzen sie die Attraktivität der Region Oststeiermark für junge Menschen ein?
Daniela Adler: Wir wissen aus unserer Studie, die wir vor zwei Jahren publiziert haben, dass die Region Oststeiermark sehr attraktiv für junge Menschen ist, vor allem auch deshalb, weil der Naturraum noch so ist, wie er ist. Junge Menschen setzen ganz stark auf Grün, auf Nachhaltigkeit, auf gute Lebensqualität. Darum glaube ich, wenn man die Angebote drumherum gut kommuniziert – Bildungsangebote, die Möglichkeit, hier zu wohnen, hier zu arbeiten – dann ist die Region für junge Menschen sehr attraktiv.
Annas Garage: Sie haben die Jugendstudie genannt – dort wurden auch die Faktoren der Zufriedenheit mit der Region erhoben. Es sind dies für die Jugendlichen die schöne Landschaft, dass das Internet funktioniert, und dass es viele Freizeitmöglichkeiten gibt. Und da habe ich mir die Frage gestellt: Ist die Jugend in der Oststeiermark biedermeierlich?
Daniela Adler: Das klingt jetzt im ersten Moment alles sehr brav. Aber ich denke, junge Menschen suchen Sicherheit, suchen einen Anker angesichts dessen, was sich alles in der Welt tut. Man könnte schon meinen, dass das eher biedermeierlich, eher traditionell ist. Aber wir bieten schon Formate, die die Welt von draußen hereinholen. Damit bringen wir auch kulturelle Möglichkeiten in die Oststeiermark, die den jungen Menschen den Weg nach draußen öffnen. Auch Firmen, die weltweit tätig sind, bringen den nötigen Drive, um Tradition und Moderne zu verbinden.
Annas Garage: Sie haben die internationalen Firmen angesprochen – gerade um Weiz herum gibt es ja offensichtlich zahlreiche Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten …
Daniela Adler: Ja genau. Von der Möglichkeit, eine Lehre zu machen bis hin zu Weiterbildungen. Es gibt die Möglichkeit, international tätig zu sein, gerade auch im Rahmen der Ausbildung, rauszugehen und wieder zurückzukommen. Da haben wir durch die Industrie, durch die vielen KMUs die Möglichkeit viele attraktive Arbeitsplätze anzubieten.
Annas Garage: In der Jugendstudie wird als eine Motivation, in der Region zu bleiben oder rauszugehen und wieder zurückzukommen, die Möglichkeit, einen attraktiven Job zu finden angesprochen, immerhin von gut 30% der befragten Schüler:innen. Was kann die Regionalentwicklung beitragen, um dies noch weiter zu verstärken?
Daniela Adler: Hier haben wir das Format „Die lange Nacht der Karriere“, wo wir Unternehmer:innen einladen, mit uns gemeinsam das Unternehmen einen Abend lang zu öffnen. Interessierte Menschen können das Unternehmen kennenlernen. Wir bieten ein Rahmenprogramm, man kann sich über Jobangebote informieren, das Unternehmen stellt sich in die Auslage. Viele wissen ja gar nicht – es ist kaum zu glauben – wie viele ausgezeichnete Arbeitgeber:innen es in der Region gibt. Die lange Nacht der Karriere findet heuer wieder im März statt, am 21.März, bereits zum dritten Mal.
Annas Garage: Ich möchte noch einmal auf die Jugendstudie zurückkommen. Eine interessante Feststellung findet sich in der Studie: Es gäbe zwischen der Situation der Burschen und der Mädchen kaum wahrnehmbare Unterschiede. Etwa was sie an der Region attraktiv finden, aber auch in Bezug auf die dahinter liegenden Werte, was ihnen wichtig ist. Ist Gleichstellung zumindest bei den Jugendlichen der Oststeiermark kein Thema?
Daniela Adler: Möglicherweise in der Wahrnehmung bezüglich der Attraktivität der Region, oder vielleicht ist das Sensorium für Ungleichstellung bei Jugendlichen noch nicht so aktiv. Wir sind ja eine Pilotregion für das Regionale Gleichstellungsmanagement. Gleichstellung ist daher auch eines unserer Tätigkeitsfelder. Es ist nicht im allgemeinen Bewusstsein, dass in manchen Bereichen Frauen benachteiligt sind, in manchen Bereichen auch Männer benachteiligt sind. Möglicherweise setzt man sich gerade in jungen Jahren noch gar nicht so stark mit dem Thema auseinander. Und auftretende Schwierigkeiten werden nicht mit Ungleichbehandlung in Verbindung gebracht. Wenn man allerdings die Zahlen betrachtet und die Realitäten anschaut wird offensichtlich, dass es viel zu tun gibt.
Annas Garage: Wie sind Sie auf Annas Garage aufmerksam geworden?
Daniela Adler: Meine Projektmitarbeiterin, Vera Baumgartner wurde auf den Termin aufmerksam. Wir waren dann im Steiermarkhof bei der Präsentation der Prototypen, haben uns das angeschaut und waren gleich davon überzeugt, dass dieses Format für die Oststeiermark Sinn macht.
Annas Garage: Wo sehen Sie das Besondere an Annas Garage?
Daniela Adler: Für mich ist ausschlaggebend, dass man mit diesem Format ins Tun kommt. Man lässt sich nicht berieseln, sondern ist aktiv dabei, und man hat die Möglichkeit, mit Firmen in Kontakt zu treten, auf eine Art und Weise, die es sonst eher nicht gibt. Man beschäftigt sich mit einer konkreten Fragestellung aus einem Unternehmen, man kommt bei der Veranstaltung mit Verantwortlichen aus den Unternehmen ins Gespräch. Und umgekehrt: Unternehmen erleben junge Menschen, wie sie mit einer Sache betraut werden und damit umgehen.. Es wird ein Raum geschaffen, wo Begegnung auf eine sehr spannende Art möglich ist.
Ich würde mir wünschen, dass Formate wie Annas Garage mehr Raum bekommen, wo es für junge Menschen die Möglichkeit gibt, Dinge auszuprobieren. Zu schauen, wo liegen meine Stärken, wo liegen meine Schwächen, was interessiert mich überhaupt. Wo es die Möglichkeit gibt, in unterschiedliche Bereiche hineinzuschnuppern und selbst herauszufinden, wo das Talent liegt. Den jungen Menschen der Region – gemeinsam mit der Wirtschaft – zu sagen „Du bist mir wichtig. Hier kannst du dich mit deinen Fähigkeiten und Interessen einbringen. Hier ist ein respektvoller Umgang selbstverständlich.“
Annas Garage: Frau Adler, danke für das Gespräch!